30. Oktober 2022. Es ist Spätsommer, also ein Tag vor Halloween.
Es geht mit dem Fahrrad nach Salzgitter. Warum auch immer.
Weil: Kann man ja mal machen. Kann ja nicht so schlimm sein, wie alle immer sagen.
Kann man in der Tat machen. Und ist dann tatsächlich so schlimm, wie alle immer sagen.
„Salzgitter ist hässlich und riecht streng.“ Meine bezaubernde Begleiterin bringt es auf den Punkt.
Salzgitter besteht aus Industrieanlagen, Gewerbeflächen, Verwaltungsgebäuden und Dörfern, die aussehen wie Gewerbeflächen mit Verwaltungsgebäuden und Industrieanlagen. Fahrradwege gibt es hier nicht oder sie führen an Bundesstraßen, Kreisstraßen oder (natürlich) Industriestraßen entlang. So heißen hier auch die Straßen: Industriestraße oder Hüttenweg. „Hütte“ klingt niedlich, meint aber natürlich Eisenhütte oder Stahlhütte, eine Industrieanlage also.
Nach gefühlten hundert Kilometern, die wir durch kontaminiertes Gelände zurückgelegt haben, wollen wir die Fahrt abbrechen. „Ich habe noch nie eine so schreckliche Fahrradtour gemacht“, sagt meine Begleiterin. Ich nicke, zustimmend und doch widerwillig.
Eigentlich wollten wir zum Heerter See, aber dann entdecke ich ein anderes Ziel: Salder!
Salder? Gibt es da nicht ein Schloss? Und wo es Schlösser gibt, gibt es vielleicht auch ein Café. Also Kaffee. Das könnte die Tour retten.
Wir finden dann auch Salder. Und auch das Schloss. Das Café hat allerdings geschlossen. Anscheinend dauerhaft. Dafür gibt es im Salon Salder – der Schlossanlage zugehörig – eine Kunstausstellung mit dem Titel „Zuversicht“.
Zuversicht – das brauchen wir jetzt.
Tatsächlich ist die Ausstellung sehr schön. Ein Künstler, den ich persönlich kenne, Lino Heissenberg, stellt hier unter anderem aus. Er hat mit dem befreundeten Künstler Yannick Averdiek das Spiel Künstlerhaus Untertrörstein entwickelt, bei dem es darum geht, eine Künstlerkolonie zu errichten. Es wird unter anderem mit Bierdeckeln als Spielsteinen gespielt, ist also recht realistisch. Am besten gefallen mir aber die Bilder von Franek und ein Landschaftsgemälde von Anette Ziss.
Die Rückfahrt ist auch sehr schön, denn sie führt durch den Landkreis Peine und damit durch halbwegs hübsche Dörfer. Aber auch hier gibt es keine brauchbaren Cafés.
Noch vor Einbruch der Dunkelheit kommen wir zuhause an.
Ich trinke einen kalten Kaffee, der vom Frühstück übrig geblieben ist. Eine mäßig gruselige Horrorserie läutet den Abend vor Halloween ein. Salzgitter ist schrecklicher.

PS Ich weiß, dass Salzgitter auch schöne Orte hat. Man sollte sie aber gezielt anfahren und nicht darauf hoffen, sie zufällig zu finden. Das funktioniert in Salzgitter anscheinend nicht.

Wer Salzgitter sagt, muss auch Wolfenbüttel sagen.

Mehr über die Schönheit unseres Bundeslandes könnt ihr in meinem Buch „Die Wahrheit über Niedersachsen“ erfahren.