Die beste Geschichte meines Lebens – was soll das sein?

Man erlebt ja soviel!

Sind das die Geschichten, die man auf Partys zum besten gibt?

Zum Beispiel die, wie ich damals nach Portugal gefahren bin, mit der Mitfahrzentrale, mit diesem Ingenieur, der bei einem Autokonzern in der Nachbarstadt gearbeitet hat. Im Sommer ist er immer nach Portugal runtergefahren, um sich dort mit seiner Freundin zu treffen. Die Strecke haben wir in seinem zum Schlafwagen ausgebauten VW-Bus in zwei Tagen zurückgelegt, einen Tag für Frankreich, einen für Spanien. Alleine hätte er die Strecke nicht durchgehalten, er brauchte sowieso Hilfsmittel, was besonders beim Grenzübertritt im Baskenland spannend war, weil das ganze Auto voll war mit irgendwas, wenn auch gut versteckt in der Kaffeedose zum Beispiel, und die Grenzer schon die Gewehre im Anschlag hatten, nachts als wir ganz alleine die Grenze überquerten, aber sie winkten uns einfach durch, zum Glück, und dann schliefen wir in den Pyrenäen und am Morgen war das Baskenland so grün und blau und schön und wir fuhren weiter, durch das spanische Kernland, durch sich endlos ziehende Olivenhaine und durch die Sierra Nevada und ich baute Joints, weil Bernie das nicht konnte, deswegen auch nahm er immer Leute mit auf diese Fahrten und wir kifften und hörten Böhse Onkelz, weil er nun mal Böhse Onkelz-Fan war, und es war heiß und himmelblau und gelb und wir irrten durch Sevilla, durch ein Schnellstraßen-Labyrinth, weil es noch keine Navis gab und aus der Ferne sahen wir eine Taverne oder sowas unter einer Autobahnbrücke und die hieß „Bar Jesus“ und irgendwie fanden wir doch den richtigen Weg und fuhren weiter und es wurde grüner und wir überquerten wieder eine Grenze, aber die fiel gar nicht auf, die Grenze, und dann waren wir in der Algarve und Bernie fragte mich, wo ich hinwolle, und ich sagte „An den Strand“ und er fuhr mich nach Tavira – was für ein schöner Name, Tavira – und setzte mich dort ab und dann fuhr er weiter und wir verabredeten uns für die nächsten Tage, denn er musste weiter zu seiner Freundin und ich setzte auf die Insel über, zu einem Campingplatz und dort lernte ich zwei Spanier kennen, die Namen wollen mir gerade nicht einfallen, wie traurig … doch, Lolly und Iban hießen sie, und wir tranken zusammen, Lolly und Iban und und ich und Anita (die inzwischen mit dem Flieger nachgekommen war) und ich könnte noch soviel erzählen, von dem Kriegerdenkmal in Südfrankreich, wo man uns verscheucht hatte, und den deutschen Bunkern zwischen dem hellen Sand spätabends am grauen Atlantik und dem Fischessen in dieser Bucht, wo ich so bekifft war, das ich nicht mehr sprechen konnte („Ah, der Herr ist unpässlich!“, kommentierte Bernie süffisant), und dem Schnaps, der mich zurückholte, und dem Absinth, der mich wegbrachte, und den Wellen und dem Wasser und dem Wein und dem Dorf und den Grotten und den Doors in dieser Cocktailbar in Lagos, aber ich merke, dass das gar keine Geschichte ist, und vielleicht noch nicht mal interessant, nur ein paar Erinnerungen, aber die sind für mich so wertvoll wie die beste Geschichte meines Lebens.

Hier geht der Sommer weiter.

Und hier ein Tipp für ein Buch am Strand.