8. April 2023, Eintracht Braunschweig gegen Kaiserslautern. Ich würde jetzt gerne einen extralangen Spielbericht abliefern nach diesem wunderschönen Match. Allein, ich habe mir im Zuge der mehrere Tage dauernden Siegesfeierlichkeiten keine Notizen gemacht, weiß nur noch, dass sich in der 76. Minute Maurice Multhaup den Ball eroberte, mit diesem Richtung Tor preschte und einen wunderschönen Pass in den Lauf von Ujah spielte, der diese Vorlage elegant verwandelte. Ein Traumtor! Ach ja, und Ron-Thorben Hoffmann ersetzte Jasmin Fejzic im Tor und machte seine Sache mehr als gut.
Bei der abschließenden Siegesfeier beim „Araber“ (der seltsamerweise nur noch „A‘ber“ genannt wird, weil meine Peergroup das für typisch braunschweigisch hält) flossen neben Freudentränen auch viele Liter Bier. Anschließend ging es in Bobs gute Stube, wo die Tränen versiegten, aber das Flaschenbier weiter sprudelte.
Und am nächsten Tag war Ostern und ich doch einigermaßen wieder hergestellt.
20. Mai 2023, Eintracht gegen Regensburg. Familiäre Verpflichtungen verhinderten, dass ich mir am 13. Mai das 2:2-Unentschieden gegen Fürth angeschaut habe, weswegen ich gleich zum letzten Heimspiel komme, das gegen die auf aussichtlosem Posten kämpfenden Recken aus Regensburg ausgetragen wurde.
Zu Beginn des Spiels gab es eine Protestaktion in der Südkurve mit Spruchbändern gegen die feindliche Übernahme des deutschen Profifußballs durch irgendwelche dahergelaufenen Investoren. Dabei wurde der schöne Satz „Gegen den modernen Fußball“ skandiert, was vom Kollegen Schäfer süffisant mit „Wenn es etwas gibt, das auf Eintracht Braunschweig zutrifft, dann das!“ kommentiert wurde. Wir anderen kommen nicht umhin, wissend zu nicken.
Ansonsten gibt es heute noch mal Dauergesang und auch die Mannschaft legt gut vor. Beziehungsweise Ujah, Ujah, Ujah, der Eintracht nach wenigen Minuten in Führung schießt. Es folgen Ausgleich und ein weiteres Tor, das Regensburg in Führung bringt. Immerhin hält Hoffmann einen Elfmeter und auch ansonsten spielt Braunschweig einiges in die Karten, vom gegnerischen Abseitstor bis zum feindlichen Lattentreffer. Nur die eigene Mannschaft spielt nicht mit. Und der Dauergesang nimmt daher auch ab. Wobei man ehrlich zugeben muss, dass die Mannschaft durchaus siegen will – sie kann es bloß nicht. Augen auf bei der Berufswahl, sage ich immer.
Am Ende wird sogar noch einmal der Motivationsklassiker „Werdet zur Legende“ angestimmt, was jedoch nicht zum erhofften Erfolg führt.
Nach Abpfiff latscht die Mannschaft gesenkten Hauptes an der Südkurve vorbei. Einige klatschen, andere pfeifen.
Die Entscheidung über den Klassenerhalt wird vertagt.
28. Mai 2023, Hansa Rostock gegen Eintracht. Das letzte Saisonspiel findet in Rostock statt. Und obwohl ich kein Freund des Fernsehfußballs bin, gehe ich diesmal in die Kneipe, um mir das Spiel anzugucken. Das Ersatzstadion im Univiertel ist heute proppevoll. Man ist sich einig: „Ohne fremde Hilfe werden wir es nicht schaffen“.
Und so ist es dann auch. Eintracht verliert 1:2 gegen Rostock, nachdem Donkor in der dreiundzwanzigsten Minute vom Platz gestellt worden ist, weil er ein wenig überambitioniert einen gegnerischen Spieler ausgebremst hat. Im überhaupt insgesamt recht turbulenten Spiel wurden gleich zwei Tore aberkannt – ein Braunschweiger Treffer allerdings völlig grundlos.
Den Klassenerhalt verschafft uns schließlich Magdeburg mit einem 4:0-Sieg gegen Bielefeld. Wir danken für Platz 15!
In der Kneipe ist die Freude entsprechend groß. Fast noch größer ist sie jedoch darüber, dass der HSV doch nicht direkt aufsteigen kann, weil Heidenheim in der letzten Minute das Spiel in Regensburg gewinnt.
„Tod und Hass dem HSV“ schallt es fröhlich auf die Straße.
Mehr über Eintracht Braunschweig habe ich in meinen Büchern „Blau-Gelb-Sucht“ und „Eintracht Braunschweig – Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ geschrieben.
Und mehr Geschichten aus dem Braunschweiger Land gibt es hier in meinem Blog.
Am 16. Juni 2023 werde ich übrigens bei einer gemeinsamen Lesung mit meinem Freund und Kollegen Hardy Crueger Auszüge aus dem Blog 5 lesen. Kommt alle!