Manchmal werde ich gefragt, warum ich so politisch bin. Gar nicht so einfach zu beantworten diese Frage. Egal was ich sage, es klingt immer ziemlich abstrakt. Ich denke, es gehört einfach zu mir, ist Teil meiner Persönlichkeit.
Anders herum ist es so, dass ich Menschen nicht verstehen kann, die sich gar nicht für Politik interessieren. Oder eben nur alle paar Jahre mal ihre Stimme abgeben, am liebsten bei irgendwelchen Parteien, über die sie sich noch kurz vor der Wahl beklagt haben, weil die so schlechte Politik machen würden…
Sie wählen dann immer, „das kleinere Übel“. Jedes Mal! Und wundern sich, dass es wieder nicht besser wird.
Ich will aber gar keine Partei wählen, die ein „Übel“ ist. Weder ein kleines noch ein großes. Ich will keine Partei wählen, die ihre schlechte Politik jedes Mal darauf schiebt, dass sie schließlich in einer Koalition gewesen sei. Da müsse man doch Kompromisse machen.
Tatsächlich? Muss man das? „Manchmal ist es besser, gar nicht zu regieren, als schlecht zu regieren!“, hat mal ein Politiker einer Partei gesagt, die inzwischen so weit nach rechts gerückt ist, dass sie von der AfD nur noch durch die offizielle Parteifarbe zu unterscheiden ist. Womit besagter Herr wenigstens einmal in seinem Leben Recht gehabt hat.
Nein, ich will nicht das kleinere Übel. Ich will eine Partei und ich will Politikerinnen und Politiker, die meinen, was sie sagen – und die tun, was sie vorher angekündigt haben. Klar, Kompromisse sind in der Politik selbstverständlich – die völlige Selbstaufgabe muss man jedoch wollen.
Wenn es nicht so schal klingen würde, würde ich sagen, dass ich „ehrliche“ Politikerinnen und Politiker will. Und ich will nicht, dass die Leute, die mich vertreten, vor lauter Bauern- und Stimmenfängerei anfangen, gegen Migrantinnen und Migranten zu hetzen, weder gegen Flüchtlinge noch gegen Menschen, die schon seit Jahrzehnten hier leben.
Ich will eine Partei, die sich nicht durch Großspenden und Aufsichtsratspöstchen und Jobangebote schmieren lässt.
Ich will eine Partei, die dem vermeintlichen Volkswillen nicht nach dem Maul redet, sondern rassistischen Hetzern über das Maul fährt.
Ich will, dass die sogenannten „Volksvertreter“ ihre Aufgabe nicht als einen Job wie jeden anderen ansehen, denn dann hätten sie auch Verwaltungsbeamte oder Juristen bleiben können.
Ich will, dass sie mit Lust und Leidenschaft für ihre Sache streiten. Und diese Sache sollte nicht darin bestehen, auf bequeme Weise reich werden zu wollen, sondern darin, das Leben der Menschen hier besser zu machen.
Ich will ein gutes Leben – für mich und für alle anderen.
Ich glaube, das ist es, warum ich so politisch bin.