Herzlich willkommen zu einer neue Folge der Reihe „Feiertage, die keiner braucht“. Okay, ich gebe zu, dass der Ansatz dieser Serie schon falsch ist. Feiertage können ja eigentlich nie schaden. Zumindest hat man dann einen Tag frei. Auch wenn man manchmal nicht weiß warum.

Zum Beispiel beim Himmelfahrtstag. Himmelfahrt feiert man, weil Jesus zum Himmel „aufgefahren“ ist, wie es im Glaubensbekenntnis heißt. Wobei ich nicht weiß, was „aufgefahren“ heißt. Ist er mit der Kutsche gefahren? Ist er geflogen? Geschwebt? Oder muss ich mir das mehr so als Wanderung vorstellen? Die moderne Erkenntnis, dass der Himmel in Wirklichkeit gar keine Kuppel ist, auf der man dann chillen kann, wenn man oben angekommen ist, macht die Vorstellung von einer Himmelfahrt auch nicht besser. Immerhin fanden die Moslems diesen Move so cool, dass sie ihn Mohammed haben kopieren lassen. Heutzutage wird statt der Himmelfahrt lieber der Vatertag gefeiert, der ja aber auch so etwas wie ein Himmelfahrtskommando sein kann.

Den Vatertag wurde wohl im 19. Jahrhundert von Berliner Brauereien ins Leben gerufen. Da traf es sich gut, dass auch schon damals niemand wusste, wie man den Himmelfahrtstag begehen soll. So ein Gottesdienst ist ja nicht abendfüllend, geschweige denn, dass man den ganzen Tag damit zu tun hat. Stattdessen also: männerbündische Druckbetankung. Gut für die Brauereien, schlecht für die Leberwerte. Aber Abstriche muss man ja immer machen.

Ein anderer nutzloser Feiertag ist der Reformationstag. An ihm wird der Reformation gedacht, also der Abspaltung der evangelischen Kirchen von der katholischen. Warum das ein Feiertag sein soll, erschließt sich eigentlich nicht, denn diesem Kirchenschisma folgten diverse Kriege zwischen den Anhängern dieser Glaubensrichtungen. Für die Katholiken ist es vielleicht auch eher demütigend, dass der Tag, an dem sich ihre Kirche spaltete, zum offiziellen Feiertag erhoben wurde. Aber, mein Gott, ich bin ja kein Katholik, da kann mir das egal sein. Andererseits bin ich Atheist und habe so gesehen mit dieser Sache sowieso nichts zu tun. Allerdings habe ich damit auch keinen Grund zu feiern. Nur weil eine Sekte sich gespalten hat, muss ich ja nicht jubeln. Keinen Grund zum Jubeln haben übrigens auch die Juden. Immerhin war Martin Luther scharfer Antisemit und rief dazu auf, die Juden „wie die tollen Hunde“ zu verjagen. Auch die aufständischen Bauern wollte er wie „einen tollen Hund erschlagen“ wissen. Auch unseren muslimischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen dürfte der Reformationstag herzlich egal sein, haben sie doch ihre eigenen Streitigkeiten um die richtige Auslegung ihres heiligen Buches – da brauchen sie unsere nicht auch noch. Warum der Reformationstag in den ost- und norddeutschen Bundesländern also ein gesetzlicher Feiertag ist, weiß wahrscheinlich niemand so richtig.

Hauptsache frei!

Auf der deutschen Autobahn

Axel Klingenberg: Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!