Konstruktiv sein – das ist gar nicht so einfach. Ein »Nein« geht oft leichter von den Lippen als ein »Ja«. Denn wer »Nein« sagt, gilt als kritischer Geist.
Ende 1991 zog ich als kleiner Hardcore-Punk vom heimatlichen Dorf in der Lüneburger Heide in die große Stadt. Also nach Braunschweig. Ich schloss mich dort recht schnell einer antifaschistischen Gruppe an. Unser größter Erfolg war die vorzeitige Beendigung einer winzigen NPD-Demo auf dem Burgplatz. Zwanzig Faschisten wurden von zweihundert Antifaschistinnen und Antifaschisten vom Platz gefegt. Die Polizisten, die ihre Kundgebung schützen sollten, waren völlig überfordert. Ich war begeistert.
Im Jahr darauf begann ich, am Braunschweig-Kolleg mein Abitur nachzumachen. Eines Vormittags lagen im Foyer einige Flugblätter aus. Ein Haus war besetzt worden! In Braunschweig! Da musste ich hin! Nach Schulschluss machte ich mich gleich auf den Weg. Das Haus Magnitorwall 18 konnte ich nachmittags auch problemlos betreten, fand dort allerdings keine Besetzer mehr vor. Nur Polizisten. Einer von ihnen kam sofort auf mich zu und sagte: »Wenn du hier nicht gleich weg bist, behalten wir dich ganz hier!« Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und verschwand so schnell ich konnte. Mehr hatte ich zu meiner ersten Hausbesetzung nicht beizutragen, aber immerhin beteiligte ich mich auch in den Folgejahren an weiteren Besetzungen.
Am erfolgreichsten war 1993 die Besetzung der Frankfurter Straße 253 in Braunschweigs Alternativ- und Arbeiterviertel, dem Westlichen Ringgebiet. »Schon« sechs Jahre später gab es für das Haus die ersten Verträge und nach nur weiteren sechs Jahren konnte das »Nexus« eröffnen. Ein selbstverwaltetes linkes Zentrum, das es bis heute gibt. Ich bin dort schon seit Langem nicht mehr aktiv, auch wenn ich Mitglied des Fördervereins bin. Und ich kenne auch nur noch einen kleinen Teil der Leute, die dort heute herumlaufen. Und doch bin ich stolz darauf, dass wir damals dieses Haus besetzt haben – und dass ich damals verrückt genug war, die Verträge mit der Stadt Braunschweig zu unterschreiben, die bis heute die Überlassung des ehemaligen Verwaltungsgebäudes eines Rüstungsbetriebs an den Trägerverein des »Nexus« regeln …
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